Selbstreflexion der Medien und die “Nutzungsmacht” des Publikums brechen das Bild der übermächtigen Medien und des Elitejournalismus auf

Im Rahmen des Seminars “Eliten in Politik und Gesellschaft: Konzepte und Kritik.”, das an der Uni Kassel stattfand, habe ich den folgenden Text mit dem Titel “Selbstreflexion der Medien und die „Nutzungsmacht“ des Publikums brechen das Bild der übermächtigen Medien und des Elitejournalismus auf” verfasst:

 

Judith Seipold
08. Juni 2005

Einleitung

Auffassungen vom Beruf des Journalisten sind ständig im Wandel begriffen. „Der Impetus der 70er Jahre war natürlich „Aufklärung“. Man wollte das Publikum über die wahren Hintergründe schlau machen“[1] und ihnen Informationen zugänglich machen, die aufgrund zu geringen „Nachrichtenwertes“ nicht den Weg in die Tagesnachrichten schafften. In der Konsequenz reglementierten Nachrichtenflusses entstanden Agenturen, die „alternative“ Nachrichten, also Nachrichten, die nicht an die Öffentlichkeit gelangt waren, verbreiteten. Zudem hatten es sich Übersetzer, sogenannte Gegenexperten, zur Aufgabe gemacht, Gegendarstellungen zu etablierten Meinungen zu geben und Expertensprachen wie z.B. die politische Sprache zu „übersetzen“, zu erläutern und für breite Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen (durch diese Art der Nachrichtenvermittlung sollte ein unterstelltes staatliches und politisches Informationsmonopol aufgebrochen werden). In Zusammenhang mit sozialen Bewegungen hat sich dieses System etabliert, das vor allem über Personalisierungen, Prominente und prestigeträchtige Akteure, funktioniert.
Dass Nachrichten nicht nur ausgefiltert, sondern gar selbst erfunden und gemacht werden können, hat der Journalist Günter Wallraff in seinem Buch „Der Aufmacher“[2] am Beispiel der „Bild“-Zeitung illustriert: Distanzlosigkeit ihrem Klientel gegenüber, Bestechlichkeit, Themensetting nach eigenen ökonomischen Interessen, Einbindung von Journalisten in medienpolitische Elitenetzwerke etc. dienen als Negativbeispiele; das sind Positionen, die Publizistik nicht einnehmen sollte. In diesem Sinne zeichnen die Reporterfilme der 70er Jahre Journalisten als in das soziale und politische System unkritisch und undistanziert integriert und gezwungenermaßen oder freiwillig parteiisch[3] und stellen das Bild eines tendenziell egozentrisch handelnden, distanzlos involvierten Journalisten neben das des Journalisten als objektiven und reflektierenden Beobachter, der informiert und vermittelt und dem Publikum so potentiell Teilhabe an öffentlichen Diskursen ermöglicht.
In den 80er und 90er Jahren wandelte sich das Selbst- und Fremdbild der Journalisten dahingehend, dass die belehrende Position, die explizit auf Aufklärung abzielten, aufgegeben wurde. Heutzutage konzentrieren sich Journalisten darauf, „dem Leser die Fakten zu liefern (…) und mit dem Kommentar eine Chance zur Einordnung“[4] zu bieten. Sie definieren sich in der Rolle als Informationslieferanten ihres Publikums und nicht mehr in erster Linie als Agenda-Setter und Gate-Keeper[5], die zugunsten ihrer eigenen ökonomischen Gunsten gezielt Informationen durchlassen oder zurückhalten können. [6] Hachmeister beschreibt diesen „neuen“ Publizistentyp mit Rollenmustern von Journalismus, Kommunikations-Manager und gesellschaftlicher Prominenz.[7]
Generell, so Ottfried Jarren, sei es an die Medien eine „normative Anforderung, vielmehr als Resonanzboden für extern an sie herangetragene Themen fungieren, Themen und Meinungen der Akteure auswählen, gewichten, kommentieren und – vor allem – vermitteln. Sie sollen damit den gesellschaftlichen Diskurs zwischen den Akteuren aus unterschiedlichen Systemen und zugleich die Teilhabe aller an der politischen Kommunikation ermöglichen.“[8] Damit stellt er die gesellschaftliche Relevanz eines unabhängigen und demokratischen Mediensystems heraus.
Wie jedoch beispielsweise Wallraff deutlich gemacht hat, und wie auch aus gesellschaftlicher, beobachtender Perspektive, die sich z.B. im Genre der Medienfilme widerspiegelt, zu ersehen ist, rückt der aufklärerische Gedanke, der idealer Weise hinter der Arbeit eines Journalisten stehen und zur Emanzipation und gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Teilhabe des Publikums beitragen sollte, ab und an in den Hintergrund.

Das Dilemma der Journalisten

Das Dilemma der Journalisten ist, wie sich aus der knappen Darstellung ergibt, das Spannungsverhältnis zwischen objektiver Anforderungen, subjektiven Bedürfnissen und tatsächlichen Handlungen, das sie aushalten müssen. So stellt die Öffentlichkeit Anforderungen in den Mittelpunkt dieses Dreiecks, die als Anhaltspunkte für journalistisches Arbeiten dienen sollen: Die Forderung, Medien sollten sich selbst, ihre Rolle in Relevanz für gesamtgesellschaftlichen Bereiche oder ihre Beziehung zur Politik reflektieren, formuliert Siegfried Weischenberg als Aufgabe einer „Ethik des Journalismus“. Die „ständige Reflexion über die Unterscheidungen, die dem individuellen Handeln zugrunde liegen“[9], solle Handlungsprämisse sein. „Dabei sind die Bedingungen des Systems ebenso zu berücksichtigen wie die Bedingungen moderner Gesellschaften, die immer mehr durch Systemvernetzungen gekennzeichnet sind“[10]. Konkret bedeutet das beispielsweise: In Situationen, in denen Informationen häufig nicht mehr selbstständig recherchiert sondern zunehmend auch über Presseagenturen oder PR-Einrichtungen bezogen werden, ist es wesentlich für Journalisten, kritische Distanz zu ihren Informationsquellen zu wahren, sich über die Hintergründe zu informieren, unter denen Nachrichten zustande kommen, genauso wie über Funktions- und Arbeitsweisen von Nachrichten verbreitenden Organisationen, zu hinterfragen, warum welche Informationen weiter gegeben werden, andere nicht, zu überprüfen, welche Absichten hinter einer gezielten Informationsweitergabe stecken.[11]

Lutz Hachmeisters These von der mangelnde Selbstreflexion der Elitejournalisten

Unter dem Gesichtspunkt des „Problem des Elite-Journalismus“[12] diskutiert Lutz Hachmeister die Rolle der Elitemedien im Verhältnis zu sich selbst und implizit im Verhältnis zu ihrem Publikum. Er stellt heraus, dass eine Öffnung hin zum Publikum so gut wie nicht geschieht und auch nur in Maßen gewollt ist. Besondere Aufmerksamkeit schenkt Hachmeister dabei der „zeithistorischen Selbstreflexion“[13] der Eliteblätter. Von außen, wie Lutz Hachmeister anmerkt, werde sie nur selten akzeptiert; in diesem Bereich zeigen die Medien sich nahezu unantastbar. Selbst ihre eigene Aufarbeitung dürfe nur von ihnen selbst initiiert werden und auch nur dann, wenn es für die eigenen Interessen passend und berechenbar scheint. In diesem Zusammenhang nehmen die Medien Gate-Keeper Positionen ein und praktizieren gezielte Themenplatzierung.
„Je mächtiger, größer und komplexer Systeme werden, um so irrelevanter werden Normierungen, die von außen dem System angeboten werden. Das heißt, das System reagiert selbstbezogen.“[14] Auf diese Weise habe vor allem die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) „das System der Selbstveredelung perfektioniert“[15]. Mit der Inszenierung von Pseudo-Ereignissen zur Aufarbeitung der deutschen und der eigenen Geschichte habe sie so zur Mythen- und Klischeebildung beigetragen habe, deutsche Zeitungen hätten nach 1945 zeithistorischen Reflexion betrieben und so zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte beigetragen. Statt Aufklärung im kantischen Sinne seien es ökonomische und eigennützige Interessen, die Elitejournalisten in Eliteblättern betrieben. Aus der mangelnden Selbstreflexion der Medien, Hachmeister bezieht sich vor allem auf den Bereich der Printmedien, dabei besonders den Elitejournalisten und Prestigeblätter, entstehen Problematiken, die sich zum einen auf die innere Funktionsweise der Medien als auch auf den Nutzen für die Nutzer auswirken: Die „Doppelgesichtigkeit einer hermeneutischen Elitepublizistik“[16] konstituiere sich aus der Selbstüberschätzung und nach außen zum Publikum einer Abgeschlossenheit sowie der fehlenden Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und gegenwärtigen Rolle. Gesamtgesellschaftlich relevant erscheint diese Problematik, da es für Elitepublizistik unter diesen Voraussetzungen nur bedingt möglich sei, einen Beitrag zu einer „liberalen, politischen Öffentlichkeit“[17] zu leisten. Es stellt sich die Frage nach der demokratischen Legitimation der Medien bzw. ihres Machtzuwachses.[18]

Medien: Mit Selbstreflexion gegen die Glaubwürdigkeitskrise

Abweichungen von gesellschaftlich ausgehandelten Normierungen und Standards dürften das Bild des Journalismus am deutlichsten prägen, wobei sicherlich negative Abweichungen prägnantere Anlässe zu Diskussionen um die Rolle der Medien oder speziell der Journalisten geben dürften. Dazu gehören z.B. Unzulänglichkeiten in der Berichterstattung während des Irakkriegs 2003 (z.B. Informationsdefizit, gezielte Kriegspropaganda, die die Journalisten kritisch bewerten mussten, um das Material möglichst neutral und diskursiv an das Publikum heran zu tragen), Verflechtungen von Medien-Eliten in ökonomische oder politische Interessen, das Verlangen nach Ruhm und Prestige oder auch eklatante journalistische Verfehlungen wie erst kürzlich in Zusammenhang mit dem Artikel der „Newsweek“ über Koranschändungen amerikanischer Soldaten in dem US-Gefangenenlager Guantanamo. Die Empörung, die der Zeitungsbericht vor allem in Afghanistan und anderen muslimischen Ländern ausgelöst hatte, sollte zunächst als falsch wieder zurückgezogen werden, kurze Zeit später wurden von Seiten der Militärführung jedoch tatsächlich unangemessenen Umgang mit dem Koran eingeräumt.[19] Dieser Vorfall macht wohl deutlich, wie sehr die Menschen den Informationen, die Medien verbreiten, trauen und wie wesentlich die Rolle der Medien für das gesellschaftliche und politische Leben werden können. Denn die Proteste richten sich nicht gegen unvorsichtigen Umgang mit Informationen und ihrer Verbreitung, sondern gegen diejenigen, die den Koran entehrt haben, und das sind in diesem Fall us-amerikanische Soldaten. Zudem forderten die Proteste in den muslimischen Ländern mehrere Tote und zahlreiche Verletzte. Nun wird den Medien in den USA eine „Glaubwürdigkeitskrise“[20] konstatiert. Marktwirtschaftliche Konsequenz: rückläufige Nutzungszahlen und schlechte Marktpositionen. Politische Konsequenzen: nur schwer absehbar.

Nutzer: Ihr Machtpotential liegt in der individuellen und reflexiven Nutzung der Medien

Unter diesem Aspekt davon zu Sprechen, dass Medien auf das Publikum „wirken“, ist nachvollziehbar. Einer der prominentesten Vertreter dieses kulturpessimistischen Wirkungsansatzes ist Neil Postman, der in seinem Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“ eine übermächtige Position der Medien und unreflektierter Mediennutzung des Publikums zeichnet.[21] Das Publikum wird zum Opfer. Funktionszuweisungen von Medien als Agenda-Setter oder Gate-Keeper stützen sich auf einen kommunikationstheoretischen Hintergrund, der von linearer Wirkung der Medien auf das Publikum ausgeht. Jedoch hat sich seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts das Verständnis der Beziehung zwischen Medien und den Nutzern gewandelt. Demnach werden Medien und ihre Nutzung in den Kontext des Alltagshandelns der Mediennutzer gestellt; die Menschen eignen sich Medien und ihre Inhalte aktiv und sinnbezogen an. Von der Abweichung von einer Wirkungsannahme hin zu einem konstruktivistischen Ansatz, der den Mediennutzer und seine individuellen Erfahrungen, Bedürfnisse und Kompetenzen in den Mittelpunkt stellt, kann eine vermeintliche „Wirkung“ lediglich dahingehend unterstellt werden, dass sie fest in den Alltag ihres Publikums verflochten sind (die theoretische Fundierung findet sich in Kapitel 2). Nicht nur die Mediennutzer durch ihren alltäglichen Umgang mit Medien, sondern auch die Medien selber können dieses kulturpessimistische Wirkungsbild korrigieren; z.B., indem Medien die Anforderungen ihres Publikums an journalistisches Arbeiten und die Rolle der Medien um die tatsächliche Handlungspraxis zu ergänzen. Mit dem Durchschaubarmachen ihrer eigenen Strukturen beispielsweise bieten sie ihrem Publikum die Möglichkeit, die Funktionsweise der Medien nachzuvollziehen, zu verstehen und zu diskutieren.

Lesehinweis

Ausgehend von Hachmeisters These, den Medien mangele es an Selbstreflexion, vor allem in Sachen Aufarbeitung der eigenen Geschichte, sowie an dem Willen, sich dem Publikum gegenüber zu öffnen, werden im ersten Kapitel Phänomene dargestellt, die verdeutlichen, dass Selbstreflexion der Medien tatsächlich geschieht. Dabei sollen Momente, die das Bild der Medien mit generieren, deutlich gemacht und herausgestellt werden (a) welche Funktion von der Öffentlichkeit an Medien herangetragen werden, (b) welche Annahmen Elitejournalisten über sich selbst haben und die daraus entstehende Problematik und (c) wie Medien über sich selbst reflektieren. Zum einen wird deutlich, dass sich der Gedanke, Medien würden (Wirkungs)macht ausüben, zentral bei der Definition von Medien ist, zum anderen, dass Die vermutete Abschottung der Medien nach außen muss dabei genauso relativiert werden wie die Annahme, Medien würden nicht über sich selbst reflektieren.
Medien als nicht selbstreflexiv zu begreifen und ihnen Wirkungsmacht zuzuschreiben, birgt Risiken für die Mediennutzer, die sie vor dem theoretischen Hintergrund einer linearen Wirkungsannahme nicht einschätzen können und sich von Medien beeinflussen lassen müssen. Dass die Beziehung zwischen Menschen und Medien weniger durch lineare Wirkung als vielmehr durch sehr individuelle Nutzungsmuster und -bedürfnisse der Rezipienten bestimmt ist, wird im zweiten Kapitel mittels verschiedener Kommunikations- und Sozialisationstheorien diskutiert und beleuchtet das Verhältnis zwischen Menschen und Medien aus Perspektive der Nutzungsmöglichkeiten.

 

1. Medien reflektieren über sich selbst: Selbstreflexion der Medien – zwischen Kontrollfunktion und Machtausübung

Konzipiert als frei und gerne betitelt als „vierte Gewalt“ (als deren Kennzeichen „diese Beweglichkeit, Lebendigkeit, Unberechenbarkeit und Unvorhersehbarkeit“[22] aufgeführt werden können, so Dirk Baecker) mit einer beobachtenden Kontrollfunktion dem politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen gegenüber, werden die Medien in Deutschland dennoch häufig als beeinflussend und wirkungsmächtig diskutiert. Als Beispiel sei die Erfurter Amoktat vom April 2002 angeführt. Schnell wurden Verbindungen zwischen der Leidenschaft des Täters für Ego-Shooter und dem Mord an seinen Mitschülern gezogen, mit Computerspielen schnell die Verantwortlichen für die Bluttat ausgemacht. Die . Rundfunkstaatsverträge, Landesmedienanstalten, Regulierungs- und Konzentrationsbehörden und freiwillige Selbstkontrolleinrichtungen haben in Deutschland die Funktion, Medienkonzentrationen, Einflussnahme und problematischen Inhalten vorzubeugen, sie zu diskutieren und gegebenenfalls gegen sie vorzugehen. Das geschieht auch vor dem Hintergrund des Wohles der Mediennutzer. Eine wesentliche Rolle kommt dabei auch den Medien selbst zu.
Für politische Sozialisation und Meinungsbildung gewinnt diese Thematik an Relevanz, da den Medien häufig Machtpotential unterstellt wird, das sie zu ihrem Vorteil, aber zu Ungunsten der Mediennutzer einsetzen. „Medien gehören (…) einer (…) politisch-kulturellen Führungsschichten an, sind also Teilhaber eines dichten Kommunikationsnetzwerkes von Entscheidern aus Politik, Wirtschaft und Kultur“[23] („Netzwerk“ bedeutet hier: Journalisten gehören zu einem „spätbürgerlichen Establishment“, das zurückgreifen kann und Zusammenhalt erfährt durch einem gemeinsamen, „aufeinander abgestimmten Habitus, gemeinsam geteilte kulturelle Orte und konkrete Kommunikationsbeziehungen“[24]). Unter dieser Annahme und in Zusammenhang mit Politikvermittlung ist schnell die Frage aufgeworfen, ob es die Medien sind, die das politische Tagesgeschehen mitbestimmen, oder ob es die Politiker sind, die Medien zu ihren eigenen Zwecken instrumentalisieren. Unterstellt man den Medien Einfluss und Macht, sind es die Politiker und Nutzer, die darunter zu leiden hätten: Es bestehe die Gefahr, dass Politiker zu Gunsten medialer Präsenz mit prestigeträchtigen Themen (Pseudoereignisse, symbolische Politik, hoher Nachrichtenwert) ihre gesellschaftliche Verantwortung vernachlässigen würden, und Medien politische Steuerungsfunktionen bekommen könnten. Geht man andersherum davon aus, Politiker seien diejenigen, die Einfluss auf das Mediengeschäft hätten, bestünde die Gefahr, Medien als Propagandawerkzeug zu instrumentalisieren.
Wie stehen die Medien zu der Frage nach der Wirkungsmächtigkeit, die ihnen unterstellt werden? Das folgende Kapitel versucht zu verdeutlichen, dass sich Medien mit ihrer eigenen Rolle durchaus auseinandersetzen und sich das Selbst- und Fremdbild der Medien sowohl durch Macht affine Aspekte wie Gate-Keeper Funktionen, Habitus, Hierarchiestrukturen oder die selektive Rekrutierung der Mitarbeiter definiert, aber auch als demokratisches Element erscheint und sich mit der Öffnung seinem Publikum gegenüber diskutierbar macht.

(a) Kontrollfunktion der Medien
1948/49, drei Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs, wurden in Deutschland sechs öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten gegründet. Die Rundfunkanstalten hatten damals und haben noch heute die Aufgabe zu informieren, zu unterhalten und zu bildenden. Politische Einflussnahme sollte strukturell ausgeschlossen und inhaltlich stark reguliert sein: Mit der Schaffung der Grundlagen für ein dezentrales, voneinander unabhängiges und selbstverwaltetes, inhaltlich sowie von staatlichen Einflüssen freies Rundfunksystem sollte in erster Linie einer Instrumentalisierung zu Zwecken der Einflussnahme und Machtausübung vorgebeugt werden; der Einsatz der Medien als staatliches Propagandainstrument im Dritten Reich war noch all zu präsent. Nach dem zweiten Weltkrieg sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk als „unabhängiges publizistisches Medium zur Kontrolle der Regierenden“[25] dienen, quasi die Rolle der „vierten Gewalt“ im Staat einnehmen. Inhaltliche Regelungen, die die Position von Interessenvertretern aus Politik und Kirche zu den Medien definieren sollten, gaben die Programmgrundsätzen der Sendeanstalten vor, also auch, „unter welchen Umständen Vertretern politischer Parteien (beispielsweise vor Wahlen), der Kirchen und Sozialpartner“[26] Sendezeit zugestanden wird, ebenso, „daß Landesregierungen das Recht hatten, Gesetze und Verordnungen durch den Rundfunk bekannt geben zu lassen. Die Rundfunkjournalisten wurden verpflichtet, Nachrichten und Kommentar zu trennen“[27] und kenntlich zu machen. „Sachliche Kritik an Personen und Einrichtungen wurde ausdrücklich für zulässig erklärt, doch den Angegriffenen war die Möglichkeit zur Entgegnung einzuräumen.“[28] Mit dieser Option auf „Richtigstellung“ öffneten sich die Rundfunkanstalten ihrer Klientel potentiell zum Dialog. Rundfunk erscheint hier nicht mehr als Medium, das Einfluss ausüben und sich für Angriffe nach außen zum Publikum abschottet, sondern als im Prinzip offen und (inhaltlich) diskutierbar.

(b) Elitemedien und Prestigepaper – Definition des Selbstbildes der Medien über Macht affine Positionen
Kepplinger beschreibt die massenmediale Führungselite Ende der 1970er als „Kadergruppe des gesellschaftlichen Wertewandels, als geschlossene Kritiker- und Beobachterkaste, die vor allem im Sinn habe, das traditionelle Establishment aus Industrie, Verwaltung und bürgerlich-liberaler Politik zu attackieren.“[29] Sie sei „selbstzufrieden und immobil, orientiere sich zuallererst an Kollegenmeinungen und lehne die Verantwortung für unbeabsichtigte Folgen ihrer Tätigkeit ab.“[30] So sei Journalistik „eine durch Vorbildung, Berufswahl und Berufstätigkeit selektierte Gegenelite zu den Machtgruppen in Politik, Verwaltung und Wirtschaft“[31]. Obwohl Hachmeister keine konkrete Definition des Elitebegriffs gibt, impliziert er doch, genau wie die Medien-Eliten im Urteil über sich selbst, einen bestimmten Habitus und interne hierarchische Strukturen als kennzeichnende Elemente für Elitepublizistik[32]. Gleichzeitig gibt er den Hinweis, dass der Trend dahin geht, dass bei der Rekrutierung der Mitarbeiter solcher Elitemedien Gesellschaftseliten immer weniger Beachtung finden, vielmehr Leistungs- und Funktionseliten in den Vordergrund treten. Gleichzeitig gewinnt die populärkulturelle Publizistik an Bedeutung, Zeitungen, und dieser Trend ist ebenso im Fernsehprogramm zu beobachten, gleichen sich inhaltlich thematisch an, versuchen, ein möglichst breitgefächertes Publikum zu erreichen und so Marktanteile zu sichern. Die endogenen Strukturen in Eliteblättern brechen, wie mit der Rekrutierung aus dem Pool der Leistungselite angedeutet, ebenso auf wie die exogenen (die sich z.B. in der Rekrutierung des Publikums äußern) auf. Obwohl nach wie vor starke Bindungen und netzwerkartige Verflechtungen bestehen, wird nicht zuletzt aufgrund einer tendenziellen Angleichung hin zur ideologischen „Neuen Mitte“ Zirkulation zwischen Elitemedien möglich[33], eventuell auch eine, aus Sicht der Medien möglicherweise ungewollte, Zirkulation des Publikums.

Elite-Journalismus und „prestige papers“ suchen Statuserhalt über interne hierarchische Strukturen, Habitus und Co-operate Identity
Der Elitejournalismus leide darunter, so Hachmeister, sich auf kein einheitliches Berufsfeld stützen zu können und auch darunter, ihr Berufsfeld zunehmend weniger aus einer Herkunftselite, dafür mehr aus Leistungseliten rekrutieren zu müssen.[34] Starker vertikaler Schichtung der Publizistik, unterschiedlichsten Rollenmustern, „Fragilität“, einer zeitweise „unklaren Legitimationsbasis“ oder „zweifelhaftem Ruf“ begegne man in bürgerlichen Traditionsblättern auf affektiver Ebene mit beispielsweise hierarchischen Rangordnungen, auf habitueller Ebene über beispielsweise Auftreten und Kommunikationsform kompensatorisch. Diese „institutionelle Qualitätsgarantie“[35] ist auch wesentlich für die Repräsentation des Blattes nach außen. Es wird als notwendig erachtet, „dass der fein abgestimmte innere Habitus dem formalen wie argumentativen Außenauftritt in möglichst geschlossener Anmutung entsprechen soll“[36] (Co-operate Identity).

„Den Allrounder eines Lokalblattes verbindet wenig mit dem Chefredakteur eines überregionalen prestige paper, und noch weniger mit dem Elitepublizisten, der sich stilistisch variantenreich über diverse Publikationsorte und -medien äußern kann, in hohem Maße über seine Eigenzeit verfügt und sich den gewöhnlichen Ritualen des Tagesjournalismus weitgehend entzieht.“[37]

Wie in der Einleitung dargestellt, ist das Problem des Elitejournalismus, wie Hachmeister meint, die fehlende kritische Selbstreflexion, vor allem im Bereich der Aufarbeitung der eigenen Historie. Selbstreflexion findet jedoch statt, wenn es darum geht, die eigene Rolle zu definieren. Dabei tritt deutlich zu Tage, dass der Prestige- oder Elite-Status über Eigenschaften definiert wird, die durch ihr Distinktionspotential Abgrenzungen gesellschaftlicher und politischer Gruppierungen implizieren, sowohl innerhalb der Zeitungen als auch in Bezug auf das Publikum. In diesem Kontext erscheint Selbstreflexion v.a. der Elitemedien, so sie denn stattfindet, als Status erhaltend, abgrenzend und selbstüberhöhend.

(c) Reflexionsanlass Krieg und Diskussion der Rolle der Medien in populärkulturellen Genres – Definition des Selbstbildes der Medien über selbstkritische Positionen

Selbstreflexion[38] auf populärkultureller Ebene erreicht ein breitgefächertes Publikum
Es seien drei Journalismus-Bilder, die dominieren, so Lutz Hachmeister: „Journalismus als werteverändernde Gegeneliten“, Journalistik als abhängig von der Medienindustrie und das Bild eines abstrakten, unabhängigen „journalistisches Systems“[39].
Das Bild von Journalismus und Medien im Film hat Hans J. Wulff näher betrachtet. Innerhalb des Genres der Medienfilme waren es in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die Zeitungsfilme, in den 70er Jahren überwiegend Reporterfilme und ab der 90er Jahre Medienfilme[40], in denen „das ursprüngliche Interesse am Journalisten zurückging und die Medienfigur als ein ganz neuer, dem Journalistischen nur noch marginal verbundener Akteur sich herausbildet.“[41] Journalisten agieren im gesellschaftlichen und politischen Umfeld, ihren eigenen Idealen und Interessen genauso unterworfen wie denen ihrer Arbeitgeber oder denen anderer Dritter. Neben den Bildern von Journalisten und Medien diskutieren die Medienfilme auch immer deren Verhältnis zu sich selbst und zu ihrer gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Umwelt mit, auch in Bezug auch mögliche persönliche und gesellschaftliche Konsequenzen.

„Das Genre der Medienfilme zeichnet eine Geschichte der Öffentlichkeitsverständnisse des 20. Jahrhunderts – gleich in mehrfacher Hinsicht:
– das Selbstverständnis von Journalisten betreffend, die oft impliziten Vorstellungen über journalistische Ethik, über soziale Funktionen des Journalisten, über seine politischen Bindungen,
– in Hinblick auf die sich verändernde Medienlandschaft und ihre Organisationsformen,
– im Hinblick auf soziale und Kulturelle Einflüsse, die Medien und Journalistische Arbeit haben,
– im Hinblick auf die Schichtungen von „Macht“ (als ökonomische und politische Macht, als Meinungs- und Bedeutungsmacht, als Mediator oder Gegenpol von Macht usw.) und die Beziehungen, die Menschen zu diesen Sphären der Macht haben.“[42]

Die Medienfilme der 90er Jahre sind oft von kulturpessimistischem Beigeschmack gefärbt, denn es dreht sich „nicht mehr um journalistische Tugenden und um soziale Verortung der Journalistenrolle, sondern um das Agieren von Personen im öffentlichen Raum der Medien, um Bedingungen von Prominentsein, um die Manipulierbarkeit und Machbarkeit öffentlicher Figuren.“[43] „James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie“[44] ist wohl eines der jüngsten meistbeachtetsten Beispiele dafür, wie groß das Machtpotential von Medienmagnaten in Verbindung mit moderner Technologie und in Bezug auf politische Parteiname eingeschätzt wird. Durch den Einsatz einer riesigen monopolistischen Medienmaschinerie wird ein militärischer Konflikt zwischen zwei Staaten provoziert, und es ist James Bond, der die Welt vor einem Krieg rettet und das Medienimperium zerschlägt.[45] Was bleibt ist der Eindruck der Wirkungsmächtigkeit und Einflussmöglichkeit von Massenmedien und die Vermutung, „James Bond“ ist trotz seiner technischen Aufrüstung kulturtheoretisch noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen, wenn dieser kulturpessimistische Ausblick unaufgelöst am Ende der Geschichte stehen bleibt. Die Rolle der Medien in dem James Bond Film wird als eine bedrohliche gezeichnet. Dennoch: der Film bietet eine Ebene, auf der er die Rolle der Medien und die Bedeutung und Folgen von Medienkonzentration reflektiert. Damit steht „Der Morgen stirbt nie“ in einer Reihe mit den oben erwähnten Medienfilmen.

Krisensituationen und Unklarheiten im Informationsfluss veranlassen Journalisten zum reflektieren ihrer Arbeit
James Bond spielt mit Information, Wahrheit, Manipulation und Macht. Was in diesem Film als fiktiver aber dennoch journalistischer Super-GAU erscheint, wird zu Kriegszeiten als tasächlich praktiziert in Erwägung gezogen: Manipulation von Daten, gezielte Verbreitung von Fehlinformationen, Fälschungen von Bild- und Tondokumenten sind Mittel medialer Kriegsführung. Journalisten genauso wie Rezipienten stellt das vor nur schwer durchschaubare Situationen, da Objektivität und Aussagekraft der verfügbaren Informationen stets angezweifelt werden müssen. Auch während des Irakkriegs 2003 haben sich Journalisten sehr kritisch zu Objektivität, Aussagekraft und Wahrheitsgehalt der Nachrichten, die sie vom Kriegsschauplatz berichteten, geäußert. Mit anhaltender Dauer des Krieges wiesen sie zunehmend auf die Probleme bei der Informationsbeschaffung für Journalisten hin, die Schwierigkeit von objektiver Berichterstattung, vor allem im Zusammenhang mit dem „eingebetteten Journalismus“, die Regulierung von Bildmaterial, Drehverbote, institutionelle Schwierigkeiten. Die Möglichkeiten der Weitergabe von Fehlinformationen oder politischer Propaganda an die Zuschauer schlossen sie dabei auch immer ein. Nicht zuletzt deshalb war die deutsche Berichterstattung über den Irakkrieg 2003, wie Ulrich Sarcinelli beschreibt, „durchweg distanziert“: „Bei uns ist dieser Krieg so etwas wie ein medienpädagogisches Erfahrungsfeld für die Öffentlichkeit geworden. Noch nie ist hier so kritisch und so distanziert von der Kriegsberichterstattung gesprochen worden. Noch nie ist die Öffentlichkeit so stark sensibilisiert worden für die Regeln, die zu einem funktionierenden politischen Journalismus gehören.“[46]

Das Selbstbild der Medien konstituiert sich über Macht affine Positionen und reflexive und selbstkritische Positionen.

Als Ideal, das von der Gesellschaft eingefordert, mit Gesetzen fundiert ist und dem Regulierungsbehörden u.ä. entgegenarbeiten, steht ein freies und demokratisches Mediensystem. Daneben existieren Bilder von Medien und Journalistik, die innerhalb der Medien, auch auf breiter gesellschaftlicher Ebene und auch in den populärkulturellen Medien, generiert werden: Zum einen definieren Medien sich und andere Medien als Agenda-Setter und Gate-Keeper und damit in einer Machtposition, zum anderen reflektieren sie öffentlich, wie z.B. während des vergangenen Kriegs im Irak, ihre Inhalte und Rollen auf Ebenen, die ein breitgefächertes Publikum erreichen. Durch diese Öffnung nach außen bieten die Medien ihrem Publikum die Möglichkeit, sich in den Diskurs um die Rolle der Medien im gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Vermittlungsprozess in der bundesdeutschen Gesellschaft einzuklinken und sich aktiv daran zu beteiligen.[47] Eine Beteiligung des Individuums scheint vor dem Hintergrund von kommunikationstheoretischen Wirkungsmodellen nur schwer denkbar.

 

2. Das Publikum als Konstrukteur des eigenen Lebens und nicht als Opfer von Medienwirkungen: Mediennutzung vor dem Hintergrund individueller Nutzungsbedürfnisse relativiert das Bild der wirkungsmächtigen Medien

Mediennutzer waren während der ersten Kriegsmonate im Jahr 2003 Zeugen, wie die Journalisten ihren eigenen Berufsstand, ihre Aufgaben, ihre Positionen, ihre Verantwortung ihrem Publikum gegenüber kritisch reflektiert haben. Für sie war dieser öffentliche Reflexionsprozess der Medien wesentlich, wenn es um politische Sozialisation und Meinungsbildung geht: Indem Medien ihren Nutzern mittels objektiver, detaillierter und auch diskursiver Berichterstattung Informationen nahe bringen und sich selbst strukturell und inhaltlich durchschaubar machen und ihre Funktionsweise offen legen, bieten sie ihrem Publikum Einordnungsrahmen und -maßstäbe: Zum einen, um Funktionsweisen der Medien zu verstehen, Medienangebote zu bewerten und zu beurteilen, die Rolle der Medien z.B. gegenüber politischer Berichterstattung zu durchschauen und zu bewerten – Medien also nicht „wirken“ zu lassen. Vielmehr machen sie sich mit dieser Öffnung zum Publikum angreifbar und diskutierbar. Zum anderen ist dieses strukturelle Wissen um „Schwachpunkte“ in der objektiven Berichterstattung sowie Anhaltspunkte, die Einordnungshilfen bieten, nicht irrelevant, wenn Mediennutzer ein möglichst objektives Bild des medial vermittelten Gegenstands gewinnen möchten (das Prinzip des Sich-durchschaubar-machens ist dem des Bereitstellens von Informationen z.B. durch die eingangs erwähnten Gegenexperten, die Menschen so zu gesellschaftlicher und politischer Teilhabe befähigen wollten).

Medien sind fester Bestandteil des Alltags: morgens beim Frühstück wird Zeitung gelesen, auf dem Weg zur Arbeit läuft das Radio, im Büro wird der PC eingeschaltet und der Feierabend beginnt mit der Tagesschau. Menschen haben gelernt, mit Medien umzugehen und sie sinnstiftend in ihr Leben zu integrieren, sowohl im Berufsleben als auch im privaten Bereich. Es entsteht nur selten der Eindruck, Medien würden im Alltag bedrohlich auf die Mensche einwirken. Wirkungstheorien, die davon ausgehen, Nutzer würden die Nachricht exakt in dem Sinne aufgreifen, den die Sender intendieren, treten häufig in Zusammenhang mit einer intendierten Wirkungsabsicht, meist des Senders, auf. Aus sozialisations- und kulturtheoretischer Perspektive stellt sich die Frage nach einer eventuellen Wirkung als die Frage nach der aktiven Aneignung von Medieninhalten und der Gestaltung von Welt. In diesem Sinne werden Rezipienten als aktiv und reflexiv ihre persönliche und gesellschaftliche Realität konstruierend verstanden. Auch verarbeiten Menschen Medienerlebnisse in ihrer subjektiven Sinnperspektive und weisen ihnen individuell Bedeutung zu. Das heißt zum Beispiel: Während ein Erwachsener aus politischem Interesse heraus die Fernsehberichterstattung über den Krieg im Irak unter dem Aspekt einer möglichen Manipulation der Informationen über das Kriegsgeschehen sieht und sich kritisch mit den Inhalten auseinandersetzt, bekommt die kleine Tochter Angst, weil sie Bilder von Panzern sieht, die Raketen abfeuern. Kommunikationsprozess sind also als wenig linear beschreibbar. Oder: Möglicherweise ist die Lektüre der „BILD“-Zeitung für einen Handwerker untrennbar mit der 9 Uhr Frühstückspause verbunden. Für Kinder und Jugendliche ist vielleicht die 20 Uhr Tagesschau in der ARD der Spielverderber des Tages, da diese Sendung innerhalb der Familie als Meilenstein des Tages gilt, zu dem die Kinder ins Bett gehen müssen. Für Kinder hat also die Tagesschau als Signal für ins Bett gehen eine andere Funktion als für die Erwachsenen, die mit der Tagesschau ihren Arbeitstag beenden oder sie tatsächlich als wichtigen Informationslieferanten für das politische und gesellschaftliche Tagesgeschehen ansehe. Vor diesem Hintergrund einer Mediennutzung, die unter sehr individuellen Gesichtspunkten geschieht, relativiert sich die Frage nach der Wirkung von Medien und ihren Inhalten.

Sender-/ Empfängermodelle

Der Zusammenhang zwischen Politik und Medien ist vielfach diskutiert und empirisch untersucht worden. Die einfache Annahme, Medien vermittelten nach einem linearen Prinzip des Senders auf der einen Seite Inhalte und Informationen an die Bürger als Empfänger auf der anderen Seite, mag aus Sicht der Sender ein sinnvoller Ansatz sein, greift aber im Prozess der Medienrezeption zu kurz.
Vertreter des Sender-Empfängermodells waren u.a. die Mathematiker Claude E. Shannon und Warren Weaver, die davon ausgingen, dass Informationen aus einer Quelle über einen Sender als Botschaft und empfangen mittels eines Empfängers, übertragen werden. Dieses Modell der „Bullet-Theory“ besagt, dass Informationen beim Empfänger unverändert ankommt und wie eine Pistolenkugel mit Gewalt und Durchschlagskraft einschlägt. Studien jedoch belegten, dass Botschaften von den Empfängern anders wahrgenommen werden, als sie ausgesendet wurden. Dies beschrieben Shannon und Weaver mit einer Art Störung auf dem Informationstransport, die auf dem Weg der Vermittlung aufgetreten sein muss.

Der Uses and Gratifications Approach

Andere Modelle von Medienrezeption gehen von aktiven Rezipienten aus, die Medien aus individuellen Beweggründen nutzen, um davon eine Art Gegenleistung oder Befriedigung zu erhalten.[48] Dieser Ansatz berücksichtigt erstmals, dass Medien bzw. deren Inhalte bestimmte Funktionen im Leben von Menschen haben. Menschen haben persönliche, individuelle Motive, bestimmte Medien und deren Inhalte zu nutzen, um damit Kommunikationsbedürfnisse zu befriedigen. Medien sind in diesem Zusammenhang als symbolische und kulturelle Vergegenständlichungen zusehen, die immer in Lebenszusammenhänge auf Seiten der Nutzer und Produzenten sowie in Diskurse auf gesellschaftlicher Ebene eingebunden sind.

Massenkommunikation als Ein- und Ausklinkvorgänge[49]

Ein zentrales Merkmal des Verhältnisses von Menschen zu Massenmedien ist, dass Medien industriell massenhaft hergestellt und verteilt werden, Medienrezeption hingegen, im Prozess der Aneignung, der in das Alltagshandeln integriert ist, individuell verläuft. Dies bedeutet, dass Massenmedien Konsumobjekte sind, die immer verfügbar sind und von Menschen lediglich aufgegriffen werden müssen. In der Sichtweise der phänomenologischen Soziologie kann mit dem Begriff des Alltags von Alfred Schütz[50] das Rezeptionsmodell formuliert werden, dass die Mediennutzung als Teil des Alltagshandelns zu verstehen ist, wobei Medien ein fester Bestandteil des Alltags und der Alltagswelt gelten. Alltag ist dabei die besondere, weil gemeinsam erfahrbare Wirklichkeit der heutigen Gesellschaft, er ist aufgeschichtet in verschiedene Alltagswelten, die sich durch unterschiedliche Erlebnis- und Erkenntnisstile voneinander unterschieden. In diese Alltagswelten kann man sich handelnd einschalten aber auch wieder aus ihnen heraustreten. Für die Beziehung Mensch/ Medien bedeutet die Alltäglichkeit der Medien zum einen, dass sich zwei sehr unterschiedliche Erlebnis- und Erkenntnisstile miteinander verhakt haben. Zum anderen bedeutet es, dass Individuen sich in die Welt des massenhaft industriell hergestellten Medienangebots einklinken können, z.B. einen Modehype wie das Phänomen „Schnappi“[51] eine Zeit lang mitgehen können, aber an einem bestimmten Punkt sich auch wieder ausklinken können.

Mediensozialisation[52]

Ein weiteres Modell um die Beziehung von Menschen zu Medien genauer zu beschreiben, ist das Konzept der Mediensozialisation. Klaus Hurrelmann fasst Sozialisation auf den Grundsatz zusammen, wonach „Sozialisation bezeichnet wird als der Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und dinglich-materiellen Umwelt“.[53] Verkürzt: „Sozialisation ist die produktive Verarbeitung von innerer und äußerer Realität“[54], wobei als innere Realität Wünsche, Hoffnungen, Erfahrungen und Erlebnisse eines Individuums zu verstehen ist. Äußere Realität ist dabei die Gesamtheit der dinglich-materiellen Welt außerhalb des Individuums, sowie der gesamte soziale Rahmen, in den das Individuum eingebettet ist und in dem es sich bewegt. Der soziale Bezugsrahmen kann dabei je nach Situation variieren. So können darunter Familie, die Peer-Group, die Schulklasse, Stile und Milieus oder das Staatsgefüge verstanden werden.[55] Medien als Teil der „äußeren Realität“ stellen, genau wie unsere restliche Umwelt auch, Informationen und Themen zur Verfügung, die die Menschen nutzen können, um ihren Alltag aktiv zu gestalten. Die Informationen werden den subjektiven Hintergründen und Bedürfnissen entsprechend von den Menschen mit Bedeutung versehen, und zwar mit Bedeutung, die für die Lebensbewältigung wichtig und sinnstiftend sind.[56] So ist möglicherweise das Thema „Hartz IV“ für einen beamteten Lehrer von über 50 Jahren in seinem Lebenslauf kein Thema. Daher kann man nicht automatisch erwarten, dass dieser Mensch sich über dieses Thema umfassend informiert oder dieses Thema für ihn eine hohe Priorität besitzt. Ein anderes Beispiel: Der Jugendliche, der durch seine Musikvorlieben und seinen Kleidungsstil einer linksgerichteten Subkultur angehört, muss nicht unbedingt die Inhalte der PDS unterstützen. Seine aktuelle vorliebe für die PDS kann auch daher kommen, dass die PDS-Ortsgruppe genau das soziale Umfeld bietet, das der junge Mann zu dieser Zeit sucht. Wie subjektiv die Sinnperspektive sein kann, wird auch in der Diskussion um die Frisur des Bundeskanzlers Gerhard Schröder deutlich: Wesentliche Informationen, die sich das Publikum aus z.B. einer Übertragung einer Bundestagsdebatte übertragen auf dem Informationssender Phoenix ziehen, müssen nichts mit dem Inhalt der Debatte zu tun haben. Für einige scheint auch die Haartracht des Kanzlers eine wichtige Angelegenheit zu sein und die Frage im Vordergrund stehen, ob die Haare des Bundeskanzlers evtl. gefärbt sein könnten oder ob er gar ein Toupet trägt.

Die Mediennutzung: Erstens ist sie anders, zweiten als man denkt. Dass Wirkung von Medien, die man ihnen gerne unterstellt, die sie sich auch, wie im Fall der Elitejournalisten, selbst zugestehen, nicht endgültig greift, wird unter dem Licht der individuellen und konstruktivistischen Mediennutzung und -aneignung deutlich. Dass Mediennutzung auch eine totale Uminterpretation der ursprünglich intendierten Absicht des Senders bedeuten kann, damit setzen sich die britischen Cultural Studies auseinander und legen den Schwerpunkt auf die Betrachtung von Machtverhältnissen zwischen Medienanbietern und Mediennutzern. Einer ihrer prominentesten Vertreter ist Stuart Hall[57]. Er hat mit seinem Modell des Enkodierens und Dekodierens Medienrezeption in den Kontext von Alltagshandeln gestellt und so ein Modell geboten, das von einer unmittelbaren Wirkung von Medien Abstand nimmt und den Nutzern einen aktiven Part bei der Rezeption und Aneignung von Medieninhalten zuspricht. An seinen sozialsemiotischen Ansatz griffen im weiteren weitere prominente Vertreter der britischen Cultural Studies wie z.B. John Fiske und Anthony Giddens auf und machten ihn zur Grundlage eines Verständnisses vom Verhältnis zwischen Menschen und Medien, das Mediennutzer nicht als Opfer der mächtigen Medien versteht sondern auf Grundlage der prinzipiellen Offenheit von Texten und eines erweiterten Textbegriffs den Rezipienten Macht zuspricht.

 

3. Fazit

Ursprünglich war eine Medienlandschaft konzipiert worden, die das Publikum vor Einflussnahme von Politik bewahren und es vielmehr an Gestaltung der politischen und alltäglichen Gesellschaft beteiligen wollte. Impliziert in der Selbstdefinition und Selbstreflexion der Medien ist also eine Wirkungsannahme von Medien, die vor allem in Zusammenhang mit medialer Politikvermittlung kritisch erscheinen könnte, da Medien als prägend und beeinflussend ihrem Publikum gegenüber auftreten.

Nicht in der „radikalen“ Sichtweise der britischen Cultural Studies, aber dennoch in einer abgeschwächten Form und deutlich vor dem Kontext individuellen Alltagshandelns, steht die Gegenthese zu Hachmeisters Annahme über die fehlende Selbstreflexion und die Abgeschlossenheit v.a. der Elitemedien als tatsächlich vorhandene Reflexion der Medien, die auch eine Öffnung dem Publikum gegenüber impliziert; ebenso wie die These, dass Medien Machtpotential bergen, die das Publikum in die Rolle der Opfer drängen. Es ist nicht nur das Macht affine Selbstbild der Medien (z.B. Funktionen als „Gate-Keeper“ oder „Agenda-Setter“), sondern gerade die individuelle Nutzung, die dieses Verhältnis aufbricht.

Auch wenn Elitemedien die Aufarbeitung der eigenen Historie oft nicht gelingt, sind es selbstreflexive Momente in den massenmedialen und populärkulturellen Medien, die das Selbstverständnis der Medien prägen (beispielsweise während des Irakkriegs 2003 oder aber auch in Kinofilmen). Die Rolle und Verantwortung der Medien ihrem Publikum gegenüber ist groß. Ihnen kommt im politischen Vermittlungsprozess eine intermediäre Rolle zu. Medien müssen sich aber auch nachvollziehbar und durchschaubar machen, um Menschen die Gelegenheit zu geben ,Medien nicht nur auf sich „einwirken“ zu lassen (was so viel bedeutet wie: keinen Bezugsrahmen haben, um reflektiert das Gesehene einzuordnen), sondern „medienkompetent“ zu schauen und zu argumentieren, abwägen und sich gesellschaftlich und politisch zu beteiligen und zu verorten.

 

Literaturnachweis

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[1] Bartelt-Kircher, Gabriele: Der Mensch muss informiert sein, um leben zu können. April 2003. URL: http://www.bpb.de/veranstaltungen/2KRLOB,0,0,Der_Mensch_muss_informiert_sein_um_leben_zu_k%F6nnen_.html. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[2] Wallraff, Günter: Der Aufmacher. Zürich (Verlag „Die Meinungsfreiheit“) keine Jahresangabe.

[3] Wulff, Hans J.: Journalismus & Medien im Film. Zeitungsreporter und Medienfilme. In: Medien & Politik. Texte Nr. 5. Sonderheft der Zeitschrift Medien Praktisch. Frankfurt (Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik GEP) 2002, S. 46.

[4] Bartelt-Kircher, Gabriele: a.a.O.

[5] Als die neuen Gate-Keeper werden im Zeitalter der weltweiten Computervernetzung Suchmaschinen wie z.B. Google gehandelt, deren „Objektivität der Suche“ in Frage gestellt wird. Siehe dazu: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Mehr Transparenz im Netz: Internet-Suchmaschinen wollen Verhaltenskodex umsetzen. URL: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/stiftung/hs.xsl/16412_17084.html. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[6] Bartelt-Kircher, Gabriele: a.a.O.

[7] Hachmeister, Lutz: Das Problem des Elite Journalismus. In: Hachmeister, Lutz, Siering, Friede-mann (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München (C.H.Beck Verlag) 2002, S. 31.

[8] Jarren, Otfried: „Mediengesellschaft“ – Risiken für die politische Kommunikation. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. B41-42/2001, S. 10-19. URL: http://www.bpb.de/files/VBBUV0.pdf. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005. S. 15f.

[9] Weischenberg, Siegfried: Journalismus als soziales System. In: Merten, Klaus u.a. (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1994, S. 452.

[10] Weischenberg, Siegfried: Journalismus als soziales System. In: Merten, Klaus u.a. (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1994, S. 452.

[11] Bartelt-Kircher, Gabriele: Der Mensch muss informiert sein, um leben zu können. April 2003. URL: http://www.bpb.de/veranstaltungen/2KRLOB,0,0,Der_Mensch_muss_informiert_sein_um_leben_zu_k%F6nnen_.html. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[12] Hachmeister, Lutz: Das Problem des Elite Journalismus. In: Hachmeister, Lutz, Siering, Friedemann (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München (C.H.Beck Verlag) 2002, S. 7.

[13] Hachmeister, Lutz: a.a.O.

[14] Weischenberg, Siegfried: Journalismus als soziales System. In: Merten, Klaus u.a. (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1994, S. 453.

[15] Hachmeister, Lutz: a.a.O., S. 9.

[16] Hachmeister, Lutz: a.a.O., S. 10.

[17] Hachmeister, Lutz: a.a.O.

[18] Hachmeister, Lutz: a.a.O., S. 33.

[19] tagesschau.de (Hrsg.): Angebliche Koran-Schändung: “Newsweek” zieht Artikel vollständig zurück. URL: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4342982_NAV_REF1,00.html. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[20] Wagner, Martin: USA: Medien in der Glaubwürdigkeitskrise. Tagesschau-Bericht vom 18.05.2005. Auf: tagesschau.de (Hrsg.). URL: http://www.tagesschau.de/styles/container/audio/style_audio_real_ram/0,1902,4352484,00.ram. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[21] Postman, Neil: Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie. Frankfurt a.M. (S. Fischer Verlag) 2003 (15.Auflage).

[22] Baecker, Dirk: Die vierte Gewalt. Vortrag auf „Strukturwandel der Öffentlichkeit 2.0 Mediendemokratie = Medien + Demokratie?“ 1. und 2. Dezember 2003 Landesvertretung NRW, Berlin. URL: http://www.bpb.de/veranstaltungen/ALTUTL,0,0,Die_vierte_Gewalt.html. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[23] Hachmeister, Lutz: Das Problem des Elite Journalismus. In: Hachmeister, Lutz, Siering, Friedemann (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München (C.H.Beck Verlag) 2002, S. 17.

[24] Hachmeister, Lutz: a.a.O.

[25] Diller, Ansgar: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk. In: Wilke, Jürgen (Hrsg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Schriftenreihe Band 361. Bonn (Bundeszentrale für politische Bildun) 1999, S. 146.

[26] Diller, Ansgar: a.a.O., S. 147f.

[27] Diller, Ansgar: a.a.O., S. 148.

[28] Diller, Ansgar: a.a.O.

[29] Hachmeister, Lutz: Das Problem des Elite Journalismus. In: Hachmeister, Lutz, Siering, Friedemann (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München (C.H.Beck Verlag) 2002, S. 26.

[30] Hachmeister, Lutz: a.a.O.

[31] Hachmeister, Lutz: a.a.O.

[32] „Elitemedien zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich selbst als solche definieren und von anderen gesellschaftlichen Eliten dafür gehalten werden.“ Fassbarer ist Kepplingers Definition von Prestige-Journalismus. So sei es ein „primäres Kennzeichen für den Prestige-Journalismus, dass er sich in den „Medien von hoher Zentralität und Qualität“ organisiert“, also häufig zitiert wird und so als Agenda-Setter fungiert, ebenso, hoch angesehen sind, sowohl „in der engeren Branche und bei anderen gesellschaftlichen Entscheidungsträgern“, zum Besipiel wirtschaftlichen und politischen Führungsschichten. Weitere Variablen, die Elite- und Prestigemedien in Funktion und Rolle näher spezifizieren, sind ihre historische und kognitive Identität und überdurchschnittlich gebildetes und/ oder berufserfahrenes Personal. Argumentativ und stilistisch richten sich Prestige Papers an politische und kulturelle Eliten, halten sich an kodifizierte innere Normen, zahlen ihren Mitarbeitern außergewöhnlich hohe Gehälter, Honorare und Zusatzleistungen. Sie rekrutieren Nachwuchs auch über Versprechen von politischem Einfluss, gesellschaftlichem Glanz, Branchenreputation. Aus: Hachmeister, Lutz: Das Problem des Elite Journalismus. In: Hachmeister, Lutz, Siering, Friedemann (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München (C.H.Beck Verlag) 2002, S. 15.

[33] Hachmeister, Lutz: Das Problem des Elite Journalismus. In: Hachmeister, Lutz, Siering, Friedemann (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München (C.H.Beck Verlag) 2002, S. 16f, 32.

[34] Hachmeister, Lutz: a.a.O., S. 17.

[35] Hachmeister, Lutz: a.a.O., S. 14.

[36] Hachmeister, Lutz: a.a.O., S. 15.

[37] Hachmeister, Lutz: a.a.O., S. 14.

[38] Das Phänemen, dass Medien sich selbst und ihre Inhalte reflektieren, ist nicht neu. In einer Fernsehprogrammanalyse zum Angebot an Sendungen zur Medien- und Genrekompetenz arbeitet Judith Seipold heraus, dass Selbstreflexion im Fernsehen über sich selbst und andere Medien an der Tagesordnung ist. Solche Programmangebote machen sich durchschaubar und so diskutierbar und bieten den Zuschauern so Oreintierungsmöglichkeiten für Alltag und Mediennutzung und die Möglichkeit, sich aktiv und reflexiv mit Medien auseinander zu setzen. Seipold, Judith: Das Fernsehprogrammangebot zur Medien- und Genrekompetenz. Auf: Bachmair, Ben: http://www.kinderfernsehforschung.de/bestand/Arbeitsbereiche/4-Kultur/4-2-kompetenz/4-2-2-kompet/kompetenz.htm. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[39] Hachmeister, Lutz: Das Problem des Elite Journalismus. In: Hachmeister, Lutz, Siering, Friedemann (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. München (C.H.Beck Verlag) 2002, S. 25f.

[40] Darunter fallen Filme wie „The Trueman Show“, “Natural Born Killers” und “James Bond – Tomorrow Never Dies”.

[41] Wulff, Hans J.: Journalismus & Medien im Film. Zeitungsreporter und Medienfilme. In: Medien & Politik. Texte Nr. 5. Sonderheft der Zeitschrift Medien Praktisch. Frankfurt (Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik GEP) 2002, S. 46.

[42] Wulff, Hans J.: Journalismus & Medien im Film. Zeitungsreporter und Medienfilme. In: Medien & Politik. Texte Nr. 5. Sonderheft der Zeitschrift Medien Praktisch. Frankfurt (Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik GEP) 2002, S. 46.

[43] Wulff, Hans J.: a.a.O., S. 55.

[44] James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie. Originaltitel: Tomorrow Never Dies. Herstellungsland: Großbritannien, USA. Erscheinungsjahr: 1997. Regie: Roger Spottiswoode. Quelle: Online-Filmdatenbank (Hrsg.): James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie. URL: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1281. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[45] Wer könnte besser für ein freies und demokratisches (öffentlich-rechtliches) Mediensystem – nach dem Modell der BBC – einstehen als der britische Geheimagent James Bond?

[46] Sarcinelli, Ulrich: Medienpädagogik im Zeitraffer. Ein Gespräch über Medienstrategien, Medieninszenierungen und Medieneffekte im Irak-Krieg. Auf: http://www.bpb.de/veranstaltungen/G82ANC,,0,Medienpädagogik_im_Zeitraffer.html. Zuletzt gesehen von Judith Seipold am 08.06.2005.

[47] Ob Interesse besteht, signalisiert das feedback der Mediennutzer auf bestimmte Medien oder Themen. Messbar wäre das z.B. auf einer quantitativen Ebene über Mediennutzungsdaten (z.B. Einschaltquoten), die Akzeptanz und Ablehnung des Publikums Medien gegenüber wiedergeben, ebenso wie Messungen zum Thematisierungseffekt (Agenda-Setting Effekt; siehe dazu Merten, Klaus: Wirkungen von Kommunikation. In: Merten, Klaus u.a. (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1994, S. 318f). Aber auch Leserbriefe, Briefe an Redaktionen, Meinungsäußerung über z.B. offene Kanäle sind Wege, über die Publikum aktiv werden und sich mit Hilfe von Massenmedien öffentlich Gehör verschaffen kann.

[48] Blumler, Jay G., Katz, Elihu (Hrsg.): The Uses of Mass Communications. Current Perspectives on Gratifications Research. Beverly Hills, London (Sage) 1974.

[49] Nach Schütz, Alfred/ Luckmann, Thomas (2003) und Bachmair, Ben (1996).

[50] Schütz, Alfred, Luckmann, Thomas: Strukturen der Lebenswelt. Konstanz (UVK Verlagsgesellschaft mbH) 2003.

[51] Herrmann, Christina: Der Schnappi-Boom ist bald vorbei. Interview mit Klaus Rummler, Medienpädagoge an der Universität Kassel. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine (Hrsg.), Rubrik Kultur am 03.03.2005. Im Interview bezweifelt Klaus Rummler, Medienpädagoge an der Universität Kassel, dass in einigen Monaten am Strand oder im Schwimmbad noch viele Schnappi-Handtücher zu sehen sein werden: „Denn der Schnappi-Boom wird bald vom neuen Sommerhit 2005 abgelöst.“

[52] Für Mediensozialisation beschreibt Ben Bachmair auf der Grundlage von Klaus Hurrelmann ein Basismodell der Sozialisation, wonach Medien prägend in die Beziehung der Kinder, der Jugendlichen oder der Erwachsenen usw. zu sich selber (subjektive Innenwelt), zu anderen (soziale Umwelt), zur Welt der Dinge und Ereignisse (dinglich-materielle Realität) zur Welt der Kultur eingehen. Siehe dazu u.a.: Bachmair, Ben: Fernsehkultur. Subjektivität in einer Welt bewegter Bilder. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1996, sowie verschiedene Vorlesungsskripten und -folien zum Thema Sozialisation und Medien.

[53] Hurrelmann, Klaus: Einführung in die Sozialisationstheorie. Weinheim und Basel (Beltz) 2001 (7. Auflage) S. 65.

[54] Hurrelmann, Klaus: a.a.O., S. 62.

[55] Hurrelmann, Klaus: Einführung in die Sozialisationstheorie. Weinheim und Basel (Beltz) 2001 (7. Auflage).

[56] Bachmair, Ben: Fernsehkultur. Subjektivität in einer Welt bewegter Bilder. Opladen (Westdeutscher Verlag) 1996.

[57] Zu Stuart Halls Modell des Decoding-Encoding siehe: Hall, Stuart: Encoding/ Decoding. In: Hall, Stuart et al. (Hrsg.): Culture, Media, Language. London (Hutchinson) 1980, S. 128-139. Deutsch: Hall, Stuart: Kodieren/ Dekodieren. In: Bromley, Roger, Göttlich, Udo, Winter, Carsten (Hrsg.): Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung. Lüneburg (zu Klampen) 1999, S. 92-110.